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Meine Erlebnisse bei der Okavango Guiding School – Leon Habig

10 August 2018
frank steenhuisen safari guide photographer

Author: Frank Steenhuisen

Safari Guide

Zuletzt aktualisiert November 24, 2018

Leon hat gleich 3 Ranger-Kurse bei der Okavango Guiding School belegt, dabei eine ganze Menge erlebt und wirklich tolle Fotos geschossen – aber seht für euch selbst!

“Hi! Mein Name ist Leon, ich bin 18 Jahre alt und seit meinem 2,5-monatigen Aufenthalt im “Kwappa Camp“ in Botswana ein qualifizierter Safari Guide! In Kwappa habe ich an allen Kursen, die derzeit dort angeboten werden, teilgenommen, und möchte nun im Folgenden meine Eindrücke und Erfahrungen, welche ich während dieser Ausbildung sammeln konnte, teilen. Vorab möchte ich noch sagen, dass ich in Afrika eine der schönsten Zeiten meines Lebens verbracht habe und mir keinen besseren Ort hätte vorstellen können, um derartig spannende und wertvolle Erfahrungen nach dem Abschluss meines Abiturs sammeln zu können. Ich möchte mich auch bei allen Mitarbeitern der OGS bedanken, die immer freundlich und hilfsbereit waren und in denen ich neue Freunde in einem komplett anderen Teil der Welt finden konnte.

Um den bestmöglichen Eindruck in das Leben in Kwappa zu geben, fange ich zunächst mit meiner Ankunft im Sommer 2017 an. Nach einer langen Reise von meiner Heimatstadt München nach Botswana wurde ich am Flughafen von Maun, Ausgangspunkt für die meisten Touristen, die das Okawango Delta besichtigen wollen, von Jaime abgeholt. Jaime arbeitet für die Okavango Guiding School und hat mich für den nächsten Monat als mein Trainer im Trails Guide Kurs begleitet. Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was auf mich zukommen würde, habe ich bereits auf der zweistündigen Autofahrt zu unserem Camp bekommen. Jamie, aufgrund seines enormen Wissens liebevoll „The Brain“ im Camp genannt, fing sofort an, uns Dinge über die Umgebung zu erzählen, während wir durch Flüsse, Wälder und wüstenähnliche Landschaften fuhren. Schnell verstanden sich alle fünf Kursteilnehmer sehr gut, und die Tatsache, dass wir alle mit anpacken mussten, als das Auto im Sand stecken blieb (ein äußerst häufig auftretendes Problem in der Wildnis), schweißte uns noch mehr zusammen.

Im Camp angekommen verschaffte uns Jamie einen Überblick des Camps. Es gibt ein Hauptzelt, in dem zusammen gegessen wird und Unterrichtsstunden abgehalten werden. Das Schöne an diesem Zelt: es ist groß und die Seiten sind offen, was es zum perfekten Aufenthaltsort während den heißen Mittagsstunden in Botswana macht. Außerdem gibt es einen Kühlschrank, in dem die Schüler persönlichen Proviant unterbringen können. Weiterhin gibt es einen Bereich für die 3-4 Mitarbeiter im Camp, welche für die Instandhaltung des Camps sowie für das Kochen zuständig sind. Zusätzliche Bestandteile des Camps sind eine Feuerstelle, das „Fitnessstudio“ (eine Metallstange, welche zwischen 2 Bäume geklemmt ist und als Klimmzugstange genutzt wird) und natürlich die Zelte, in denen die Schüler und Trainer wohnen.

Meistens hat jeder Schüler sein eigenes Zelt, jedoch bieten die Zelte genügend Platz, sodass auf Anfrage auch 2 Personen in einem Zelt leben können. Das Zelt inkludiert einen Innenraum mit einem kleinen Tisch und Bett sowie ein unter freiem Himmel liegendes, abgeschirmtes Bad. Außerdem steht vor dem Zelteingang ein Stuhl, welchen ich persönlich meistens dazu genutzt habe, um von meinem Zelt aus den Fluss „Kwappa“ zu überblicken und währenddessen zu lesen. Aber auch wenn ich mir hinsichtlich der Unterkunft weniger erwartet hätte, lässt es sich dennoch nicht leugnen, dass das Leben, insbesondere verglichen mit unseren westlichen Standards, sehr einfach ist. So sollte man nicht auf eine Toilette mit Spülung oder dauerhaft fließendes Wasser hoffen. Das (warme!) Wasser zum Duschen muss zunächst aus einer Wassertonne geholt werden. Neben der Tatsache, dass jedoch genau dieses simple Leben für viele Menschen der Grund ist, nach Kwappa zu kommen, trägt diese Art des Lebens auch maßgeblich zu einer möglichst natur- und realitätsnahen Erfahrung im Busch bei. Worauf man sich aber wirklich freuen kann ist das vorzügliche Essen im Camp!

Blog-Leon-Landrover Blog-Leon-Walking Blog-Leon-Sunset


Nun zum ersten Teil meiner Ausbildung: dem Trails-Guide-Kurs. In diesem Kurs lernt man die Arbeit und Verantwortungen eines Guides auf Walking-Safaris kennen. So erlernt man den Umgang mit Waffen, Tierverhalten in Theorie und Praxis und Interpretation von verschiedenen Faktoren wie Sonne, Windrichtung und Terrain. Weiterhin besteht der Kurs hauptsächlich aus praktischen Komponenten, wobei jeweils ein Schüler die Führung eines „Walks“ übernimmt.

Hierbei läuft Jamie direkt hinter dem Schüler, um Verbesserungsvorschläge machen zu können.  Nach dem klassischen Prinzip „Learning by Doing“ profitiert somit nicht nur derjenige, der die Gruppe gerade anführt, sondern auch alle anderen Schüler, da diese sich dank Jamies Korrekturen ideales Verhalten in bestimmten Situationen aneignen können. Aufgrund dieses Prinzips können auch Kursteilnehmer, die keine ernsthaften Absichten haben, Safariguide zu werden, die Arbeit eines Guides hautnah miterleben. Jedoch sollte man in physisch guter Verfassung sein, da der Trails-Guide-Kurs mehrere Stunden Lauf am Tag inkludiert (mit Proviant auf dem Rücken und oft auch einem Gewehr in der Hand). Umso weniger überrascht es, dass sowohl beim Mittag- als auch beim Abendessen meist kaum etwas übrig blieb!

Mein typischer Tagesablauf während dieses Kurses als sogenannter „Lead-Guide“ sah folgendermaßen aus: ca. 4:45 Uhr aufstehen und die restlichen Kursteilnehmer um 5:00 Uhr aufwecken und ihnen warmes Wasser vor das Zelt stellen (ebenfalls eine typische Aufgabe von Guides in Botswana, welche jedoch nur max. 2-3 mal in der Woche auf mich gefallen ist. Den Rest der Zeit darf man dieses Privileg, aufgeweckt zu werden, für sich beanspruchen). Um 5:30 Uhr gab es Frühstück (Porridge und Toast), und gegen 6:00 Uhr haben wir uns meistens auf einen „Morning-Walk“ begeben. Die Dauer dieses Walks war von Tag zu Tag unterschiedlich, wichtig war nur, rechtzeitig um 12 Uhr zum Mittagessen im Camp zu sein. Manchmal haben wir auch Tagesausflüge gemacht, auf denen wir unser Mittagessen mitgenommen haben und erst nachmittags zum Camp zurückgekehrt sind. Abgesehen von diesen Ausnahmen war es normal, zwischen 12 und 16 Uhr im Camp zu bleiben, da die Hitze in Botswana zu dieser Zeit ihr Maximum erreicht und körperliche Betätigung geradezu unmöglich macht. Oft wurde diese Zeit für Unterrichtsstunden im Hauptzelt oder einfach zur Entspannung genutzt.

Auch können die Schüler mit Luftgewehren ihre Schießkünste verbessern oder mithilfe der Bibliothek des Camps ihr Wissen über die Natur erweitern. Gegen 16 Uhr fand dann der „Afternoon-Walk“ statt, und um 19 Uhr gab es Abendessen. Nach oder auch manchmal vor diesem saßen wir oft um ein Lagerfeuer und haben gelesen oder uns Geschichten erzählt. Grundlegender Bestandteil von Mittag- und Abendessen war auch, positive und negative Aspekte des Walks zu besprechen. Durch dieses offene Feedback konnte jeder der Schüler an sich selbst arbeiten und seine Qualitäten als Guide verbessern. Außerdem musste nach jedem Walk die Waffe, für die man an diesem Tag verantwortlich war, gesäubert werden. Dienstags und Donnerstag wich der Tagesablauf von dem zuvor geschilderten oftmals ab, da wir an diesen Tagen zur Shooting-Range gefahren sind und mit echten Schusswaffen trainiert haben. Samstags hatten wir meistens frei und konnten den kompletten Tag für uns persönlich nutzen. Ich möchte noch betonen, dass die Schießübungen nur zum Verteidigungstraining gedacht sind. In Botswana dürfen glücklicherweise keine Tiere gejagt werden.

Nach Abschluss der Trails-Guide Prüfung habe ich für eine Woche am sogenannten „Bush-Skills“-Kurs, der vom aus Deutschland stammenden Philip geleitet wurde, teilgenommen. Phil ist ein sehr guter Lehrer und war mir in den auf Englisch abgehaltenen Kursen nicht nur sprachlich immer eine Hilfe. Ich spreche hierbei von mehreren Kursen, da während eines Kurses oft mehrere Trainer im Camp sind und sich gegenseitig unterstützen. Der „Bush Skills“-Kurs eignet sich perfekt für Kursteilnehmer, die zwar einen Einblick in das Leben im Busch und die Arbeit eines Guides bekommen möchten, jedoch nicht den  1-monatigen „Nature Guide“-Kurs machen können oder wollen. Somit erhält man im „Bush Skills“-Kurs einen guten Überblick über die wichtigsten Bestandteile des Nature Guide (von Tierverhalten, über Geologie bis hin zu Astronomie), und kann Safaris um einiges lebendiger erleben, indem man sich selbst ans Steuer setzt. Darüber hinaus werden in diesem Kurs auch Überlebenstaktiken in der Wildnis thematisiert und Aktivitäten wie Mokorro-(das afrikanische Kanu) und Motorbootfahrten gehören ebenfalls zum Programm.

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Ohne Pause ging es nach dem „Bush Skills“-Kurs gleich weiter mit dem „Nature Guide“-Kurs. Dieser ist wohl der umfangreichste von den Kursen gewesen, die ich belegt habe. Der Tagesablauf dieses Kurses unterschied sich von dem des Trails Guides im Prinzip nur darin, dass die Morning- und Afternoon-Walks durch „Drives“ ersetzt wurden, dass die Mittagszeit intensiver zum Lernen genutzt wurde und dass der Umgang mit Waffen nicht Bestandteil der Kursinhalte war. Stattdessen thematisieren das „Manual“, welches zu Kursbeginn jedem der sieben Schüler und Schülerinnen ausgehändigt wurde, sowie die Unterrichtsstunden zur Mittagszeit viele verschiedene Aspekte, mit denen man sich als Guide auskennen muss (beispielsweise Automechanik, Ökologie, Astronomie, Vögel und alle anderen Arten von Tieren). Zu jeder Rubrik, die an dem jeweiligen Tag behandelt wurde, gab es am nächsten Tag einen kleinen Test zur Wiederholung. Ebenso werden Vogelgesänge abgefragt, und jeder Drive, den ein Schüler als Guide übernimmt und sein Wissen den anderen Schülern, die hierbei als Gäste fungieren, vermittelt, dient dem Kursleiter und gleichzeitig Prüfer, um sich ein Bild von dem Schüler machen zu können. In diesem Fall war unser Kursleiter Julien. Er stammt aus Kenia und ist ein erfahrener Guide, mit dem ich mich schnell anfreunden konnte. Insgesamt haben sich alle Kursteilnehmer auch in diesem Kurs gut verstanden und ich konnte auch in kultureller Hinsicht viel von den 4 einheimischen Schülern lernen.

Wie man sieht hat jeder der Kurse seine eigenen Reize und Schwerpunkte, die meinen Aufenthalt in Botswana zu einer wundervollen Zeit gemacht haben. Alle Aspekte der Kurse im Kwappa Camp betrachtend würde ich sagen, dass aufgrund der Nähe zur Natur und den Tieren und der Vielseitigkeit des „Trails Guide“,  mir dieser Kurs letztendlich persönlich am besten gefallen hat. Jedoch empfehle ich denjenigen, die sich für diesen Kurs interessieren, vorher entweder am Bush-Skills oder am Nature Guide teilzunehmen, da man, aufgrund der theoretischen Komponenten und allgemeineren Einführungen in diesen Kursen, später den sehr praktisch orientierten und spezifischeren „Trails Guide“  besser für sich und die persönliche Weiterentwicklung nutzen kann. Aber natürlich ist dies kein Muss, und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man mit der umgekehrten Kombination auch sehr gut zu Recht kommen und eine super Zeit haben kann. Ich hoffe, ich konnte mit diesem kleinen Bericht einen ausführlichen und mit positiven Aussagen gefüllten Eindruck in mein Leben in Botswana und in die Kurse der Okavango Guiding School geben.

Abschließend möchte ich jedem, der sich für Natur und Tiere interessiert und Safaris auch einmal aus einem anderen Blickwinkel sehen möchte, dieses Erlebnis ans Herz legen und empfehlen. Mich wird es auf jeden Fall immer zurück nach Afrika ziehen, und durch meine Zeit im Kwappa Camp habe ich auch schon eine gute Arbeitsgrundlage für das Leben als Safari Guide. Und wer weiß, vielleicht sieht man sich ja sogar mal als Kollegen oder ich teile mein nun erworbenes Wissen mit Euch als Gästen? Wie man so schön im Busch sagt: Man kann die Natur nie vorhersagen oder wissen, was als nächstes passiert. Man kann nur sein Bestes geben, die Erwartungen seiner Gäste zu erfüllen, und sie möglichst rechtzeitig zurück zum Abendessen bringen (wenn nicht gerade eine sture Elefantenherde die Straße blockiert). Dumedisa!

Anbei noch einige visuelle Eindrücke von Botswana und dem Kwappa Camp. Falls Ihr noch weitere Fotos sehen wollt, könnt Ihr gerne mein Instagram-Profil unter „leonk_habig“ besuchen. Ich würde mich freuen!”

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frank steenhuisen safari guide photographer

Frank Steenhuisen

Originally from Pretoria, South Africa, Frank Steenhuisen's early exposure to the wilderness of the Greater Kruger National Park ignited a lifelong passion for wildlife and conservation. Despite relocating to Australia during his youth, Frank's heart remained in Africa, leading him back to become a professional safari guide.

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