Tansania ist wahrscheinlich das erste Anlaufziel eines jeden Afrika-Reise-Beginners. So hat es auch mich hierhin gezogen, natürlich um die Landschaft vom Rücken eines Pferdes, anstatt von einem Geländewagen aus zu erleben.
Ich entschied mich für die Makoa-Farm als Unterkunft. Dies ist eine wundervolle, idyllische familienbetriebene Farm, direkt am Fuße des Kilimanjaros. Schon allein der Ausblick auf diesen majestätischen Berg war die Wahl wert.
Doch auch die Farm selbst war ein pures Abenteuer. Neben den Reitsafaris betreiben die deutschen Besitzer auch eine Tierauffangstation und eine Tierarztpraxis. So wurden fast täglich verletzte Haus-, aber auch Wildtiere zur Makoa-Farm gebracht, in der Hoffnung, dass sie wieder aufgepäppelt und gesund gepflegt werden konnten. Da viele wilde Tiere nachhaltig verletzt waren oder nicht wieder ausgewildert werden konnten, nachdem sie sich einmal an die Pflege von Menschen gewöhnten, fanden sie auf Makoa ein neues zu Hause. So war ein Spaziergang über die Farm jedes Mal aufs Neue aufregend und wurde niemals langweilig. Von Stachelschweinen, über unzählige freche Affen, die, wenn man nicht aufpasste schnell Sonnenbrillen von den Köpfen der Besucher klauten, bis hin zu Eulen, Antilopen, Geparden, Igeln, Ginsterkatzen, Marabus und nicht zu vergessen die Buschbabys, die jeden Abend in der Dunkelheit gefüttert wurden. Es waren unzählige verschiedene Arten vertreten. So wurde man stetig auf Trab gehalten, da auf die Bedürfnisse aller Tiere täglich individuell eingegangen wurde und man auch als Gast tatkräftigt mithelfen durfte.
Nachdem die ersten Tage auf der Farm dementsprechend spannend begannen, stiegen auch die Erwartungen an die Ritte.
Der erste Ausritt sollte auf dem Gelände der Farm stattfinden, damit jeder die Chance bekam ein gutes und eingespieltes Team mit seinem Pferd zu bilden.
Das Gelände war atemberaubend schön. Dank der höheren Lage nahe am Kilimanjaro war die Vegetation saftig grün und exotisch. Offene Graslandschaften wechselten sich mit kleinen Wäldchen ab, welche einer Heimat für bunte und für mich völlig fremde Vögel waren, wie zum Beispiel dem Silberwagenhornvogel. Ein riesiges Tier mit einem imposanten Horn auf dem Schnabel – für mich der Inbegriff von Exotik.
Mangobäume übersäten das Farmgelände und waren hier so gewöhnlich wie in Deutschland die Eiche. Spuren früherer Kaffeebewirtschaftung waren hier und dort noch in Form alter Kaffeepflanzen zu entdecken und wann immer man den Blick in die Bäume richtete, sah man einen kleinen Affen davonspringen.
Die Farm ist von zwei tiefliegenden Flüssen begrenzt, sodass das Wasser selbst nicht zu sehen ist. Nur der plötzlich abfallende Hang und das weit entfernte Rauschen weist darauf hin, was für Kräfte circa 100 Meter weiter unten herrschen.
Entlang der Hänge führt die sogenannte „Autobahn“. Ein schmaler Weg, der einmal um das komplette Farmgelände führt. Den Namen bekam der kleiner Schlängelweg, da er die perfekte Trainingsmöglichkeit für alle Safaripferde bot, die etwas Ausdauertraining nötig hatten.
Nach einer ausreichenden Aufwärmphase ging es auf besagte ‚Autobahn‘ und in vollem Tempo einmal um das gesamte Farmgelände. So war man schon mal 10-15 Minuten im gestreckten Galopp unterwegs.
Der Weg war uneben und die Sicht durch all die Kurven, die tiefhängenden Äste und das hohe Gras eher schlecht, doch genau das machte es zu einem Abenteuer und einem riesigen Spaß. Man wusste nie was man hinter der nächsten Kurve zu erwarten hatte und so fanden wir uns das ein oder andere Mal plötzlich inmitten einer Gruppe von Pavianen wieder.
Als sich schlussendlich alle Pferd- und Reiterteams gefunden hatten und gut miteinander harmonierten, konnte es endlich richtig los gehen. Runter vom Farmgelände und auf in die Wildnis.
Anfangs führte uns der Weg durch die noch relativ dicht besiedelte Umgebung der Farm. Vorbei an Maisfeldern und durch viele kleine Dörfer der Einheimischen. Obwohl es für viele auf den ersten Blick überraschend war, wie einfach die Menschen hier lebten, wurden wir von ihnen und vor allem von den Kindern überschwänglich empfangen. Schon als sie unsere Gruppe von weitem sahen, kamen sie aus ihren Hütten gestürmt, rufend und lachend und liefen lange Zeit hinter uns her, während sie im Chor immer wieder „Farasi“ riefen, was „Pferd“ auf Suaheli bedeutet.
Langsam wurde die Umgebung wilder und die Dörfer der Einheimischen immer spärlicher, bis wir die Zivilisation schlussendlich komplett hinter uns ließen. Wir tauchten in goldgelbe Steppe ein, die sich bis zum Horizont erstreckte. Hier und dort stand ein einsamer Akazienbaum, der vor allem in der Mittagshitze für viele unterschiedliche Tierarten ein willkommener Schattenspender war und in der Ferne zeichneten sich leichte Hügel ab. Letztendlich war es genauso, wie ich mir die afrikanische Savanne immer vorgestellt habe beziehungsweise so, wie ich es in den zahlreichen Dokumentationen über Afrika gesehen habe – es war Wildnis pur.
Wo immer ich meinen Blick hin schweifen ließ, es gab etwas zu entdecken. In dem hohen gelben Gras versteckten sich Springböcke und andere Antilopenarten, hinter kleinen Erdhügeln flitzen Warzenschweine hervor und in jedem Winkel konnte man große Gnu- und Zebraherden beobachten. Tatsächlich waren Zebras und Gnus so zahlreich vertreten, dass man sie nach einigen Stunden fast als selbstverständlich ansah.
Trotzdem ließ die Faszination sie zu beobachten nie nach. Am Himmel sah man hier und dort einen Adler, der sich von dem Wind tragen ließ, ohne auch nur einmal mit dem Flügeln zu schlagen und in der Ferne hört man die Schreie von Pavianen.
Für mich war es das absolute Paradies und trotzdem spürte man die ganze Zeit über die leichte Anspannung der Gruppe. Denn trotz all der Schönheit befanden wir uns im Gebiet der Großkatzen. Hinter jedem Busch oder Baum erwartete man einen Löwen oder Leoparden und je länger wir keine der Katzen antrafen, desto größer wurde die Aufregung.
Für diesen Tag blieb solch eine Begegnung jedoch aus, worüber wir doch alle froh waren.
Als am späten Nachmittag die Sonne langsam immer tiefer sank, wurden wir von unserem Guide zur Eile getrieben, um unser Nachtlager noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang zu erreichen.
Das Tempo wurde schneller und im vollen Galopp ging es dem Sonnenuntergang entgegen- und plötzlich passierte, worauf ich schon Wochen vor der Safari heimlich gehofft hatte.
Erst sahen wir die Giraffen in etwas Entfernung schräg vor uns. Wir drosselten unser Tempo ein wenig, galoppierten jedoch weiter. Nicht direkt auf sie zu, eher an ihnen vorbei. Kurz bevor wir auf ihrer Höhe waren verfielen sie ebenfalls in einen gemächlichen Galopp und schlossen sich uns tatsächlich in einigen Metern Entfernung an.
Schon am ersten Tag ritten wir mit einer Herde aus 6-7 Giraffen zusammen, die uns ungefähr eine Minute begleiteten, bis sie abdrehten und sich zurückzogen.
Für mich war dieses Ereignis das absolute Highlight des Tages und als wir später unser idyllisches Camp neben einem Fluss, im Schutz einiger Akazienbäume erreichten, war ich nicht die einzige die so dachte. Lange saßen meine Mitreiter und ich an diesem Abend am Lagerfeuer, genossen das frisch gekochte Essen mit ein oder zwei kühlen Gin Tonics und unterhielten uns begeistert über dieses einzigartige Erlebnis.
Dies war der beste Start, den ich mir für meine Safari wünschen konnte.
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